Liebe Köngernheimerinnen, liebe Köngernheimer, liebe Gäste,
Prosit Neujahr; so haben wir um Mitternacht das neue Jahr willkommen geheißen und mit diesem Ruf begrüße ich Sie heute ganz herzlich beim Neujahrsempfang der Gemeinde. Schön, dass Sie vielleicht zum ersten Mal oder auch als Wieder-holungstäter dabei sind und dem einmaligen Flair, die irgendwie andere freundliche und besondere Stimmung miterleben wollen. All denen, die aus Krankheitsgründen heute nicht dabei sein können gelten meine besten Genesungswünsche. Ein herzliches Willkommen und Dankeschön geht an die BigBand Selzen-Köngernheim, die uns schon musikalisch eingestimmt hat, schön, dass auch ihr wieder dabei sein könnt und im Anschluss für den besonderen Schwung sorgt.
Das Jahr 2015 haben wir nun in unserem Lebenskalender, der aus verschiedenen Kapiteln besteht, abgehakt. Familie, Beruf, Freunde, Vereine, Politik, überall dort wo Menschen zusammenkommen, wird es nicht langweilig. Man diskutiert, man streitet, man verträgt sich, mal fühlt man sich ungerecht behandelt, manchmal behandelt man andere zu Unrecht, man feiert, man lacht, man weint, das gehört alles zu einem funktionierenden Miteinander – zum Leben, in all seinen Facetten. Manche Schicksalsschläge müssen verkraftet werden, das älter werden ist auch nichts für Feiglinge und so hat jeder sein Päckchen zu tragen. Wohl dem, dem ein glückliches Jahr beschieden war.
2015 gab es auch ein paar Päckchen in der Gemeinde Köngernheim zu tragen, da waren aufgerissene Bürgersteige und Straßen, Umstellung der Leuchten, DSL das vielleicht irgendwann mal hält, was es verspricht, Erdverkabelung. Ein großes Stück Arbeit in unserer Gemeinde. Fortsetzung folgt in diesem Jahr. Die Breitbandver-kabelung wird eine immer wichtigere Rolle einnehmen, ob die Gemeinden infrastrukturell gut aufgestellt sind. Ohne eine gute Infrastruktur auf diesem Gebiet, haben wir schlechte Karten in der Zukunft, denn viele Berufstätige und Selbständige werden immer mehr darauf angewiesen sein. Der bundesweite Kita-Streik betraf auch unsere Kindertagesstätte. Allerdings gelang es durch die Organisation und Einrichtung von Notgruppen, die größten Probleme einigermaßen abzufedern, was nicht in allen Gemeinden möglich war. Ein Dank geht hier an die Kita-Leitung und die Erzieherinnen, die dies umsetzen konnten.
Trauerhalle, das Thema war in den letzten Jahren Bestandteil der Neujahrs-ansprache und ich bin froh, dieses Kapitel demnächst abschließen zu können. Dann wird Köngernheim eine moderne neue und pietätvolle Trauerhalle zur Verfügung haben, die den Ansprüchen an die Zukunft hoffentlich stand halten wird.
Verlegung der Bushaltestelle „Am Römer“. In diesem Kontext gab es in 2015 neue Erkenntnisse, die nun in der ersten Ratssitzung 2016 Gegenstand der Beratung sein werden. Es muss gut abgewogen und überlegt werden. Eine Verlegung vom Römer ca. 100 m weiter runter Richtung Kreisel mit der Nutzung der Überquerungshilfe, wird eine zu prüfende Alternative sein.
Bezüglich der Bushaltestelle im Bereich Judenpfad sind nun der Landkreis und das Land in der Pflicht, für die nötige Sicherheit zu sorgen. Die Gemeinde hat ihre Hausaufgaben gemacht, die Beleuchtung wurde bereits im November beauftragt, nun warten wir auf die behördlichen Mühlen, die nicht die schnellsten sind, damit die Beleuchtung endlich umgesetzt werden kann. Ca. 13.000 Euro betragen die Kosten für die Ortgemeinde. Das ist gut investiertes Geld, geht es doch um die Sicherheit der Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind.
Sickingenhalle, auch ein Thema auf unserer Agenda. Hier gibt es erhebliche Probleme mit gerissenen Leimbindern, die durch das Glasdach mit seiner enormen Hitzeentwicklung von über 50 Grad Celsius im Sommer im Dachbereich entstanden sind. Sport treiben ist auch in den Abendstunden eine Qual, wenn immer noch um 19.30 h 31 Grad heiße Temperaturen herrschen. Und das nicht nur im vergangenen Rekordsommer. Wir werden die Dachkonstruktion energetisch sanieren, aller Voraussicht nach die Beleuchtung in der Halle gleichzeitig auf LED umrüsten, mit erheblichem Einsparpotential bei den Energiekosten. Das wird mit Hilfe von Fördermitteln des Bundes machbar sein und bedeutet für unseren Geldbeutel: Glück im Unglück.
Die Finanzlage der Gemeinde ist nach wie vor nicht rosig. Unter den TOP 20 der höchst verschuldeten Gemeinden im Landkreis Mainz-Bingen liegen wir auf Platz 11, was uns allerdings die Fördermöglichkeit bezüglich der Sickingenhalle erst eröffnet.
Wenn die Kommunen über 70 % der Steuereinnahmen über Umlagen wieder abgeben müssen, bleibt der Gestaltungsspielraum nicht nur eng, er ist gar nicht mehr vorhanden. Im Köngernheimer Haushalt existieren keine Luxusausgaben. Ohne den Dorfförderverein, würde die Musik noch leiser spielen und der Markt der Möglich-keiten wäre bei null. Das kann nicht im Interesse der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden sein.
Das Baugebiet wird überplant werden und es erfolgt eine Neuausrichtung. Grund hierfür ist die seit 5 Jahren währende Diskussion bezüglich der Erschließung und die Befindlichkeiten diverser Eigentümer. „Jedem Menschen Recht getan, ist eine Kunst die niemand kann“ Das ist zurzeit die Überschrift über den Stand der Dinge in dieser Angelegenheit.
Anfang des Jahres werden sich der Sozialausschuss und anschließend der Gemeinderat mit der neuen Konzeption der Kita befassen. Die akribisch und professionell erarbeitete und mit externem Sachverstand vorgelegte Konzeption ist sehr vielversprechend. Die Qualität in unserer Kita muss sich vor niemandem verstecken. Wer die Aufführung der Kita-Kinder anlässlich des Seniorennachmittags miterlebte konnte sehen, dass das mehr als erstaunlich war und nur mit einem homogenen Team und motivierten Kindern funktionieren kann.
Das Vereinsleben in Köngernheim leidet wie in vielen anderen Gemeinden am ständig abnehmenden Willen ehrenamtlichen Engagements. Das ist eine sehr traurige Entwicklung und sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Vereinswelt. Es muss ein Umdenken stattfinden, das hoffentlich nicht so endet nach dem Motto: keine Helfer – keine Angebote mehr – Tote Hose in Köngernheim…….. Diese Schlagzeilen müssen dringend vermieden werden, denn unser Dorf würde ohne eine Kerb, ohne Fastnacht, ohne das Freizeitangebot des Turnvereins, ohne dem Engagement des Dorffördervereins, ohne Kita-Elternausschuss, ohne Seniorenmittagstisch und Seniorennachmittagen, ohne dem Engagement der Bigband Selzen-Köngernheim, ein langweiliges Kaff. Darüber sollte mal nachgedacht werden! Die Verantwortlichen des KCC werden gleich im Anschluss Karten für die Prunksitzung verkaufen. Es wäre schön, wenn sich noch einige entscheiden, diese Veranstaltung zu besuchen und somit den KCC unterstützen. Die Saalfastnacht gehört in Rheinhessen einfach dazu.
Daher geht auch mein besonderer Dank heute an alle, die sich in ihrer noch so wenigen Freizeit unermüdlich für die Belange des Gemeinwohles einsetzen, ob in der Feuerwehr, im TVK, KCC, Bigband, den Kirchen, dem Dorfförderverein, der Gemeinde, im Seniorenkreis. Vielen Dank vor allem auch für die wunderbare Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde!
Ein Köngernheimer hilft seit einigen Jahren direkt vor Ort in einer armen Region Europas. Heiko Solberg fährt 1 bis 2 mal jährlich in ein rumänisches Dorf und bringt dort u.a. gespendete Kleidung für die Menschen vor Ort. Ein starkes ehrenamtliches Engagement was bei diesem Rückblick und Ausblick eine besondere Erwähnung verdient hat.
Politisch auf der Ebene der Verbandsgemeinde bleibt die Entwicklung des Rhein-Selz-Parks in direkter Nachbarschaft zu unserer Gemeinde ein Thema. Ob der Investor in dem Falle hält was er verspricht, ist abzuwarten. Das tragische an der Erfahrung ist ja, dass man sie erst macht, wenn man sie bereits benötigt hätte. Die Devise heißt abwarten, aber nicht Teetrinken, sondern genau und kritisch hinschauen, hinterfragen und das sollten wir auch von den politisch Verantwortlichen, die in der GmbH als Vertreter der Kommunalen Seite sitzen, erwarten.
Am 13.3.2016 werden wir zur Landtagswahl aufgerufen. Wie immer können Sie hier in der Sickingenhalle ihre Stimme abgeben. Das wird ein spannender Termin im Kalender mit einem Quo vadis Rheinland-Pfalz.
Politisch international wurde 2015 von 2 Themen dominiert: Griechenland ist mal wieder pleite und mega Flüchtlingsstrom nach Deutschland. Wir stehen vor horrenden Herausforderungen in Europa und ich hoffe nur, dass die Politik der Vernunft europaweit die Mehrheiten stellen kann. Diverse Wahlen im benachbarten Ausland lassen da Schlimmes befürchten, der Rechtsruck ist salonfähig geworden, partikular Interessen sind auf dem Vormarsch.
Die Sorgen und Nöte auch unserer Bevölkerung müssen ernst genommen werden, wir wollen in unserem Wertesystem weiterleben, weil es Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung seit Jahrzehnten garantiert und zwar für beide Geschlechter. Wir benötigen eine starke Wirtschaft und Arbeitsplätze, die so bezahlt werden, damit die Menschen in Deutschland ihr Leben finanzieren können, ohne auf staatliche Hilfen angewiesen zu sein. Das gleiche gilt für die Rentner, es muss auch in Zukunft gesichert sein, dass nicht nur Pensionäre über ein gerechtes und ausreichendes Alterseinkommen verfügen, sondern auch diejenigen, die sich fleißig in normalen Berufen über 40 Jahre abgeschafft haben. Eine riesige Aufgabe für die Zukunft.
Im Zuge des Flüchtlingsstroms nach Deutschland sind auch in Köngernheim einige Flüchtlingsfamilien untergebracht worden und wurden mehr als freundlich willkommen geheißen. Ob sie ein Bleiberecht erhalten, das ist mehr als fraglich, was für diese Familien eine schwierige Situation darstellt. Vielen Dank in dem Zusammenhang auch an alle, die die Familien in Köngernheim unterstützen und nach ihnen schauen. Aus Köngernheim ist Klaus Wagner in diesem Bereich sehr engagiert, auch an ihn ein herzliches Dankeschön. In der VG Rhein-Selz ist es den Verantwortlichen bisher bravourös gelungen, die Ankömmlinge alle dezentral, d.h. in vorhandenen Wohnungen unterzubringen, so dass eine zentrale Massenunterkunft nicht erforderlich war. Es bleibt abzuwarten, ob das auch in 2016 so organisiert werden kann, oder ob der Zuzug weiter anschwillt, was wiederum mit nicht unerheblichen Problemen organisatorischer und logistischer Art einhergehen könnte.
Mit den folgenden Zeilen zum Nachdenken danke ich Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit:
Ich bin dankbar
- für die Steuern, die ich zahle, weil das bedeutet, ich habe Arbeit und Einkommen
- für die Hose, die ein bisschen zu eng sitzt, weil das bedeutet, ich habe genug zu essen
- für das Durcheinander nach der Feier, das ich aufräumen muss, weil das bedeutet, ich war mit lieben Menschen umgeben
- für den Rasen, der gemäht, die Fenster, die geputzt werden müssen, weil das bedeutet, ich habe ein Zuhause
- für die laut geäußerten Beschwerden über die Regierung, weil das bedeutet, wir leben in einem freien Land und haben das Recht auf Meinungsäußerung
- für die Parklücke, ganz hinten in der äußersten Ecke des Parkplatzes, weil das bedeutet, ich kann mir ein Auto leisten.
- für die Frau in der Gemeinde, die hinter mir sitzt und falsch singt, weil das bedeutet, dass ich gut hören kann
- für die Wäsche und den Bügelberg, weil das bedeutet, dass ich genug Kleidung habe.
- für die Müdigkeit und die schmerzenden Muskeln am Ende des Tages, weil das bedeutet, ich bin fähig, hart zu arbeiten.
- für den Wecker, der morgens klingelt, weil das bedeutet, mir wird ein neuer Tag geschenkt
Wie viel Grund zum Danken haben wir? Es kommt offensichtlich auf die richtige Betrachtungsweise an. Dankbare Menschen sind zufriedene Menschen.
Gehen wir alle mit einer Portion Zuversicht und Gottvertrauen in das Jahr 2016. Mögen wir von Schicksalsschlägen verschont bleiben und uns gesund und munter am 1.1.2017 wieder zum Neujahrsempfang einfinden können.
Ein Dank an Familie Horter, die für die Bewirtung des heutigen Empfangs sorgt. Der Dorfförderverein eröffnet natürlich heute die Grillsaison 2016 für Sie liebe Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Ein herzliches Dankeschön an Sabine und Andreas Bender, die dies für Sie und den Verein möglich machen. Wer den Verein nicht nur mit dem Verzehr einer Grillwurst unterstützen will, kann einen Spendenbeitrag in die Spendenbox einwerfen.
Und so wünsche ich Ihnen allen ein gesundes, gesegnetes und vor allem zufriedenes Neues Jahr 2016.
Ortsbürgermeisterin Jutta Hoff
Die Neujahrsansprache der Bürgermeisterin Jutta Hoff zum Download als PDF: Neujahr2016